Timo der etwas andere Tannenbaum

Timo – der etwas andere Tannenbaum

von Agnes

  • Lesedauer: 3 Minuten

In einer kleinen verträumten Stadt, umgeben von sanften Hügeln und weiten Wiesen, stand ein ganz besonderer Tannenbaum. Er hieß Timo. Im Gegensatz zu den anderen prächtigen Tannen im Wald, war Timo einzigartig: Seine Äste waren ungleichmäßig verteilt, manche lang, manche kurz, und seine Nadeln schimmerten in einem ungewöhnlichen Silberton.

„Schau, da ist Timo, der schiefe Tannenbaum!“, rief ein junger Baum namens Fritz. „Du siehst doch aus wie ein zerzauster Besen!“

Timo seufzte. „Ich kann auch nichts für mein Aussehen“, erwiderte er sanft.

„Wer will schon einen krummen Baum zu Weihnachten?“, lachte ein anderer Baum namens Emma spöttisch.

Die Worte trafen Timo tief, aber er versuchte, sich nicht unterkriegen zu lassen. „Vielleicht findet mich ja doch jemand schön“, murmelte er hoffnungsvoll.

Als die kalte Winterluft durch den Wald zog und die ersten Schneeflocken fielen, begann die Weihnachtszeit. Familien aus der Stadt und den umliegenden Dörfern kamen in den Wald, um sich einen Tannenbaum auszusuchen. Die Kinder hüpften aufgeregt umher, die Erwachsenen trugen Sägen und Seile, und alle Augen suchten nach dem perfekten Baum.

Timo beobachtete jedes Jahr, wie seine Waldfreunde, einer nach dem anderen, ausgewählt und mitgenommen wurden. Doch niemand wählte Timo. „Er ist zu schief“, hörte er einmal ein Kind sagen. „Sieh nur, seine Nadeln glänzen komisch“, bemerkte eine Frau. Timo war einfach zu anders, zu ungewöhnlich für die traditionellen Vorstellungen eines Weihnachtsbaumes.

„Du wirst hier wohl für immer bleiben, Timo“, sagte Fritz höhnisch. „Niemand wünscht sich einen Baum wie dich.“

Die Worte schmerzten, aber Timo hielt den Kopf hoch. „Vielleicht ist es besser so“, sagte er leise.

Doch als Weihnachten wieder einmal vorüberging, erlebte Timo eine unerwartete Wendung. Nach den Feiertagen, als der Schnee zu schmelzen begann und die ersten Anzeichen des Frühlings zu spüren waren, hörte Timo die Menschen darüber sprechen, wie sie ihre Weihnachtsbäume entsorgten.

„Sie sind nicht mehr nötig“, sagte jemand. „Sie verlieren ihre Nadeln und nehmen nur Platz weg.“

Timo sah, wie die einst geliebten und bewunderten Bäume nun achtlos am Straßenrand lagen, entblößt von ihrem festlichen Schmuck, wartend auf die Müllabfuhr. Er schaute sich um und erkannte, dass er immer noch auf seiner Wiese stand, frei und lebendig. Die Vögel zwitscherten fröhlich in seinen Ästen, und die Morgensonne wärmte seine silbernen Nadeln.

In diesem Moment verstand Timo etwas Wichtiges: Sein Anderssein hatte ihn gerettet. Er wurde nicht weggeworfen wie die anderen Bäume, sondern durfte weiterwachsen und den Wald mit seiner Einzigartigkeit bereichern. Er war frei, die Jahreszeiten zu erleben, den Wind in seinen Zweigen zu spüren und den Waldtieren Schutz zu bieten.

„Anders zu sein ist gar nicht so schlecht“, dachte Timo und ein Lächeln breitete sich in seinem Herzen aus. „Es bedeutet, dass ich mein eigenes, besonderes Leben führen kann.“

Und so verbrachte Timo seine Tage glücklich und zufrieden auf der Wiese, umgeben von der Schönheit der Natur und in Frieden mit seiner Einzigartigkeit. Er lernte, dass jeder auf seine Weise besonders ist und wahre Schönheit in der Einzigartigkeit liegt. Jedes Jahr, wenn die Weihnachtszeit kam und die Familien wieder in den Wald strömten, stand Timo stolz und selbstbewusst da, erfüllt von dem Wissen, dass sein Platz im Wald etwas ganz Besonderes war.

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