Ein Mädchen findet eine Muschel am Strand.

Linas Muschel

von Agnes

  • Lesedauer: 4 Minuten

„Oh, wie schön ist die denn?“, rief das kleine Mädchen Lina aus. Sie beugte sich nach vorn und hob etwas aus dem feinen, warmen Sand hervor. Es war eine Muschel, aber nicht irgendeine Muschel. Sie war groß und spiralförmig, in den schönsten Farben des Meeres getaucht: ein schimmerndes Blau, ein sanftes Grün und ein Hauch von Perlmutt.

„Was hast du da gefunden, Lina?“, fragte ihre Mutter, die ein Stück weiter entfernt auf einer bunten Stranddecke saß und ein Buch las.

Lina lief zu ihr und hielt ihr die Muschel hin. „Schau mal, Mama! Sie ist so schön!“ rief sie und ihre Augen strahlten vor Begeisterung.

Die Mutter nahm die Muschel in die Hand, betrachtete sie und lächelte. „Das ist eine ganz besondere Muschel, Lina. Siehst du, wie sie glitzert und schimmert? Das ist einmalig. Du hast einen echten Schatz gefunden!“

Lina nahm die Muschel zurück und betrachtete sie erneut. Plötzlich hörte sie eine leise Stimme. „Hallo, kleines Mädchen.“ Lina schaute sich um, aber niemand war in der Nähe. Sie schüttelte den Kopf und dachte, dass sie es sich nur eingebildet hatte.

Am nächsten Tag nahm Lina ihre besondere Muschel mit zum Strand und spielte den ganzen Tag damit. Als es Zeit für den Mittagsschlaf wurde, legte sie die Muschel neben ihr Kissen und schlief ein.

Als sie aufwachte, hörte sie die leise Stimme wieder. „Hallo, kleines Mädchen.“ Dieses Mal kam die Stimme eindeutig aus der Muschel. Lina nahm die Muschel und hielt sie an ihr Ohr. „Hallo?“, sagte sie vorsichtig.

„Hallo.“, antwortete die Muschel. „Ich bin Marina, die Meerjungfrau, und ich wohne in dieser Muschel.“

Lina war sprachlos. Sie hatte noch nie mit einer Meerjungfrau gesprochen, geschweige denn mit einer Muschel. „Hallo Marina,“ sagte sie schließlich. „Es ist schön, dich kennenzulernen.“

Von da an entwickelte sich zwischen Lina und Marina eine besondere Freundschaft. Jeden Morgen, wenn Lina aufwachte, nahm sie zuerst ihre Muschel in die Hand und wünschte Marina einen guten Morgen. Marina erzählte ihr von den Abenteuern, die sie in der Nacht unter dem Meer erlebt hatte, und Lina erzählte ihr von den Dingen, die sie am Strand gefunden hatte.

Eines Tages, nachdem Lina eine Sandburg gebaut hatte, fragte sie: „Marina, wie sieht deine Burg unter Wasser aus?“ Marina beschrieb ihr das glitzernde Schloss aus Korallen und Perlen, und Lina versuchte, es mit Sand und Muscheln nachzubauen. Sie lachten beide, als die Wellen das Sandgebilde zerstörten, und beschlossen, am nächsten Tag erneut zu versuchen.

Ein anderes Mal, als Lina beim Mittagessen einen Eisbecher genoss, fragte Marina: „Wie schmeckt das Eis?“ Lina beschrieb ihr den süßen Geschmack von Vanille und Erdbeere und das kühle Gefühl auf der Zunge. Marina erzählte ihr dann von den frischen Algen, die sie gerne aß, und Lina versprach, bei ihrem nächsten Besuch im Meer danach zu suchen.

Jeden Abend, vor dem Einschlafen, erzählten sich die beiden Gute-Nacht-Geschichten. Lina erzählte von Prinzessinnen und Drachen, von mutigen Abenteurern und geheimnisvollen Schätzen. Marina erzählte von den geheimen Tiefen des Ozeans, von singenden Walen und tanzenden Quallen, von versunkenen Schiffen und verborgenen Höhlen.

So wuchs ihre Freundschaft Tag für Tag, durch ihre gemeinsamen Erlebnisse und ihre geteilten Geheimnisse. Sie lernten voneinander und lachten zusammen, sie teilten ihre Ängste und Hoffnungen und wurden enger verbunden, als sie es jemals für möglich gehalten hatten. Und obwohl sie aus zwei verschiedenen Welten kamen, fanden sie in ihrer Freundschaft einen gemeinsamen Boden, der sie unzertrennlich machte.

Am letzten Tag ihres Urlaubs sagte Lina zu Marina: „Ich muss morgen nach Hause gehen, Marina. Aber ich werde dich mitnehmen und du kannst in meinem Zimmer wohnen.“

„Aber Lina,“ antwortete Marina, „ich gehöre zum Meer. Ich vermisse die Wellen und die Fische und die Salzluft. Würdest du mich zurück ins Meer bringen?“

Lina war traurig, aber sie verstand. Am nächsten Morgen, bevor sie die Sachen ins Auto packten, lief Lina zum Meer und setzte Marinas Muschel zurück in die Wellen. „Auf Wiedersehen, Marina,“ sagte sie. „Ich werde dich vermissen.“

Als Antwort hörte sie eine leise Stimme aus der Muschel:

 „Und ich werde dich auch vermissen, Lina. Aber vergiss nicht, wir sind immer noch Freundinnen. Jedes Mal, wenn du das Meer besuchst, werde ich da sein.“

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht ging Lina zurück zum Auto. Sie wusste, dass sie eine Freundin fürs Leben gefunden hatte, und sie konnte es kaum erwarten, beim nächsten Strandurlaub Marina wiederzusehen.

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